Die Geschichte der Villa

Die Villa Novalis, ehemalige Villa Knoch oder sogenannte „Kindergartenvilla“ gehört mit zu den wichtigsten Bauwerken der Stadt Hirschberg. Heinrich Maximilian Knoch übernahm 1864 die Gerberei seines Vaters und führte die Lederfabrik zu einem Unternehmen, das zu den größten seiner Branche in Deutschland und Europa zählte. Die repräsentative Fabrikantenvilla entstand im Umfeld der Fabrikgebäude und blieb nach dem Abriss dieser in den 1990er Jahren als bauliches Zeugnis der Firmengeschichte bestehen.

Durch die in den letzten Jahrzehnten bestehende Nutzung als Kindergarten, sowie einem zwölfjährigen Leerstand sind vielfältige Schäden an historischen Oberflächen bis hin zur vollständigen Zerstörung zu verzeichnen. Dennoch zeigen sich einige Innenräume noch in ihrem einstigen repräsentativen Erscheinungsbild. So sind teilweise in den südlichen Salons und in den Treppenhäusern Tafelparkette, Einbaumöbel, Kamine und aufwändige Stuckdecken erhalten. 2015 und 2016 wurden die wichtigsten Sanierungsarbeiten begonnen. Mithilfe des neu gegründeten gemeinnützigen Vereins Villa Novalis Akademie e.V. wurden 2017 vielfältige Renovierungsarbeiten in Angriff genommen, sodass am 21. April 2018 mit einer Einweihungsfeier der Veranstaltungsbetrieb im Erdgeschoß aufgenommen werden konnte.

Warum Villa „Novalis?

Bild von Novalis

Die Überwindung des Materialismus durch Kunst.

Wie ein roter Faden zieht sich „Novalis“ durch all das, was bisher über diese Kulturinitiative in Erfahrung zu bringen war. Er ist Namensgeber und Patron der Villa Novalis. Cornelia Schwab dazu genauer: „Novalis, mit richtigem Namen Friedrich von Hardenberg, gilt als der geistreichste und feinsinnigste Vertreter der deutschen Frühromantik. Sein Pseudonym bedeutet übersetzt: ‚Der Neuland Bestellende‘. Von dem hohen Geist des philosophischen Denkers und Dichters fühlen wir uns besonders berührt und inspiriert.“ Sein ganzes Leben und Schaffen zur unruhigen Umbruchszeit der Französischen Revolution war aus tiefstem Herzen der Verwandlung der menschlichen Kultur gewidmet – “zur Bildung der Erde sind wir berufen” (Novalis). Das ­Leben in dieser Villa soll auch in diesem Sinne getragen und beflügelt werden.

„Alle Kunst ist der Freude gewidmet und es gibt keine höhere und ernsthaftere Aufgabe, als die Menschen zu erfreuen.“

Friedrich Schiller (Lehrer des 19-jährigen Studenten Novalis an der Universität Jena)

Warum nun der Name?

Novalis, alias Friedrich von Hardenberg gilt als der geistreichste und feinsinnigste Vertreter der deutschen Frühromantik. Sein Pseudonym bedeutet übersetzt: Der Neuland Bestellende.
Von dem hohen Geist des philosophischen Denkers und Dichters fühlen sich die Musiker des Novalis Quartetts und Initiatoren der Villa Novalis besonders berührt und inspiriert. Das Leben in dieser Villa soll auch in diesem Sinne getragen und beflügelt werden.

  • Die Villa Novalis - Ein Ort für geistige Kultur und neue Initiativen

    Im Winter 2015 standen Cornelia und Jürgen Schwab am Saaleufer vor dem baufälligen Gemäuer der einstigen Fabrikantenvilla. Ihre prunkvollen Zeiten hatte das Herrschaftshaus längst hinter sich und war gezeichnet von ihrem langen Leerstand.

    „Es schien, als hätte die Villa auf uns gewartet. Gerade an diesem Grenzort sind die Polaritäten spürbar. Das Haus fühlte sich bereit, einen Raum zu öffnen, friedensstiftend und kulturspendend zum Brückenbau für Frieden und Kultur“,
    erzählt Jürgen Schwab.

    Die Magie dieses Ortes mit seiner historischen Vergangenheit zog Cornelia und Jürgen Schwab in ihren Bann. „Wir haben ursprünglich einen passenden Raum gesucht. Und genau hier können wir auch unser Bedürfnis erfüllen, die klassische Musik zu pflegen – besonders auch da, wo sie fehlt“, fügt Jürgen Schwab hinzu.

    Sie erwarben das Areal, zogen in die Villa und bewohnen nun inzwischen selbst einen Teil der Räume. Besucher können hier Geschichte atmen, Natur erleben, Neues erfahren.

    „Sonst tanzte ich gern, jetzt denke ich lieber nach der Musik.“ (Novalis)

  • Zwischen Signalzaun und Mauer zu neuem Glanz

    Hirschberg. Die Turmuhr der Kirche schlägt zur vollen Stunde. Die Nachmittagssonne taucht das beschauliche Städtchen in ein warmes Licht. Das Hirschberger Schloss grüßt hoch oben der Saale und lockt zu einer Wanderung durch das teilweise unberührte „Grüne Band“ entlang der Saaleschleife.

    Am schönen Saalewehr ist es still, so still, wie es hier einstmals war. Nahe der Saalebrücke wartet die Villa Novalis. Die Gemäuer der stattlichen Villa atmen Geschichte – der ehemalige Familiensitz des Lederfabrikanten Knoch beherbergte später auch einen Kindergarten, war gefüllt mit Kinderstimmen und erlebte als stummer Zeitzeuge die Schicksale im hermetisch abgeschlossenen DDR-Grenzgebiet.

    Wenn heute Cornelia und Jürgen Schwab durch die großzügigen Räumlichkeiten streifen, lassen sich auch nach fast 30 Jahren der Wiedervereinigung die Narben der innerdeutschen Teilung noch spüren. HInter Signalzaun und Mauer spielte sich das Leben im Ort ab – eine Idylle? Es rumpelte laut von der Lederfabrik, dem eigentümlichen Geruch war nicht auszuweichen; alles kontrolliert von den Grenztruppen der DDR.

    „Gleich hinten an der Saale stand ein bewachter Schlagbaum. Danach kam der so genannte Signalzaun aus Streckmetall mit Eisentor. Von einem kleinen Wachturm aus wurde die Stadt Tag und Nacht beobachtet. Dennoch verströmt dieser Ort auch heute noch einen ganz besonderen Charme. Wo sich Norden und Süden, aber gleichzeitig auch Osten und Westen begegnen, hier wo die Grenze und wiederum die Grenzöffnung so hautnah erlebt wurde, ist es möglich, wieder “neuen Lebenswind zu atmen” (nach Novalis),

    erzählt Cornelia Schwab.

  • Die Novalis Akademie als Zukunftswerkstatt

    „Zu unseren besten Freunden zählt eine Familie aus der ehemaligen DDR. Durch sie ist unser Interesse geweckt worden, zu entdecken, erforschen und zu ergründen, was durch unterschiedliche Erlebnisse an den Menschen geformt wurde. Die Öffnung der Grenze öffnete auch den Sinn dafür, noch andere Grenzen zu überschreiten und Wachstum anzuregen – durch eine künstlerische Lebensstimmung. In jenem Jahr begann dann auch die Verwirklichung einer schon Jahrzehnte früher ins Auge gefassten Idee. Also das, was zukünftig eben in einer musisch-kulturellen Begegnungsstätte münden soll“,
    sagt Cornelia Schwab, Mitglied des Vereins.

    In der Villa Novalis finden seit April 2018 die Klassischen Konzerte statt. Dazu kommt ein Kulturforum mit Vorträgen, Lesungen, Seminaren, Ausstellungen und einer Bibliothek. Und nicht zuletzt die eigentliche Novalis Akademie, die ihr Hauptaugenmerk auf Musikausbildung und -fortbildung legen wird.
    Seit der Eröffnung ist der Verein Villa Novalis Akademie e.V. immens gewachsen. Neben Familie Schwab engagieren sich viele Mitglieder an der Entwicklung dieses kulturellen Kleinods und damit auch dem neuen, bunten Leben in Hirschberg.

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