Sommerserenade in Villa Novalis Hirschberg ging am Sonntag zu Ende
von Roland Barwinsky
Bad Lobenstein. Zum Finale der ersten Sommerserenade in der Hirschberger Villa Novalis obsiegte am Sonntagabend vollends das entspannte Dasein, der verführerische Genuss am Leben. Im Zugabenteil überraschte die Pianistin das Publikum noch mit einem dynamischen Ausschnitt aus dem „Wohltemperierten Klavier“ von Johann Sebastian Bach(1685-1750). Der Schöpfer dieses noch heutzutage weithin bekannten musikalischen Filetstückes, komponierte die ersten Präludien und Fugen für dieses im kulturellen Gedächtnis der Menschheit fest verankerten Kunstwerkes übrigens während eines Gefängnisaufenthaltes.
Bemerkenswert war ebenfalls das Konzert der Pianistin Cornelia Schwab. Sie spielte vorzüglich und ohne Notenheft an einem Instrument, an dem sie bereits als Jugendliche erste Preise gewann. Trotzdem wurde die Frau danach Orchestergeigerin und erinnerte sich erst im Alter und ihrer thüringischen Wahlheimat an eigene pianistische Anfangsglanzzeiten. Als druckbeladenen Konzerteinstieg – der Emotionen freisetzte – nutzte sie eine weitere Komposition von Bach. Dessen „Deutsche Suite“ gilt als grenzüberschreitende Meisterleistung, vernetzte es doch damals französische sowie italienische Musikauffassungen brillant. Spätestens bei den sich anschließenden „Abegg-Variationen“ von Robert Schumann(1810-1856) landete das Publikum butterweich in der Romantik und samt in persönlichen Traumwelten. Denn die Vortragende spielte nun extrem konzentriert, versuchte konsequent diese schwierige Klaviermusik mit all seinen technischen Herausforderungen zu bewältigen, zu beherrschen und zu einem Hörerlebnis werden zu lassen.
Verdichtet wurde der kulturelle Erlebnishorizont der Anwesenden noch durch von Jürgen Schwab ausgesuchte und vorgetragene tiefsinnige Zitate aus der literarischen Erbmasse von Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg(1772-1801). Der als Novalis einst unter Kunstkennern berühmt Gewordene, absolvierte zu Lebzeiten auch ein Rechtstudium mit besten Examen. Geblieben sind von ihm aber sein fantasiebeladenes Schriftgut als exponierten Vertreter der Frühromantik. Nach der Pause folgte mit dem „Scherzo Nr. 2“ von Frédéric Chopin (1810-1849) ein Werk mit hohen Geschwindigkeiten sowie kontrastbeladenen Wendungen. „Jeux d`eau“ von Maurice Ravel(1875-1937) ebnete schnörkellos den Weg zu einer Galionsfigur des musikalischen Impressionismus. Das Spielen zweier Tasten mit einem Daumen bezeichneten Auskenner nicht ohne Grund als revolutionäre Eigenheiten des Franzosen. Auch Cornelia Schwab wirkte jetzt nochmals extrem virtuos und meisterte genial auch diese musikalische Herausforderung. Ganz nebenbei: Alle Einnahmen der Sommerserenade werden für die weitere Restaurierung dieses neuen Domizils für Kulturliebhaber verwendet.