„Schwimmen nach Thüringen“, partizipativer Theaterabend mit Steve Karier

Wann:
10. September 2020 um 19:30
2020-09-10T19:30:00+02:00
2020-09-10T19:45:00+02:00
Preis:
16,-€

„Schwimmen nach Thüringen“

Von Steve Karier, Anne Simon und Rolf C. Hemke

Zum Kunstfest Weimar 2020

Idee

„Schwimmen nach Thüringen“ ist als theatrale Erkundung von und Reflektion über Thüringen hundert Jahre nach seiner Gründung gedacht – eine improvisierte Annäherung, die – bei aller Ironie – vielleicht doch einen Kern treffen wird? Dabei soll es weniger um eine vordergründige Thüringer Identität, sondern um einen fremden, strikt subjektiven  Blick auf Thüringen gehen, um das was jenseits des „historischen Glamours“ Thüringen prägt, um das was Thüringen in den Augen von Neu-Thüringer*innen oder von Fremden ausmacht. Mit diesem Blick verweben sollen sich originär thüringische Geschichten. Dabei geht es nicht um hohe Literatur, vielmehr geht es darum Bürger*innen aus den Orten, in denen das Projekt gastieren wird, durch eine offene Ausschreibung zu finden, um ihre Geschichten beizusteuern. Das sollen Geschichten sein, die mit dem Lebensort der Menschen in Verbindung stehen, egal aus welcher Zeit sie stammen. Einige von diesen Geschichten werden Eingang finden, in die eine Aufführung an dem Ort, an dem sie spielt. Andere werden in den Rahmen des Textes aufgenommen. Alle Teilnehmer des open calls sind als Zuschauer in die Aufführung geladen und können vielleicht die Erzählung ihrer eigenen Geschichte auf der Bühne erleben.

Konzept

Das Rahmenkonzept des Abends stammt von dem amerikanischen Schauspieler Spalding Gray, der seine komisch-absurden, berührenden, auch tragischen Erfahrungen bei den Dreharbeiten zu dem Vietnam-Film „The Killing Fields“ in einen sehr ungewöhnlichen Theaterabend hat einfließen lassen: Er saß an einem kleinen Tisch, mit einer Karte von Kambodscha hinter sich, einen Zeigestock in der Hand, und erzählte. Erzählte. Jeden Abend etwas anders. Steve Karier hat sich dieses Konzept bereits in zwei kleinen, ausgesprochen erfolgreichen Produktionen, die 1989 und 2010 Premiere hatten, zunutze gemacht. Dabei hat er auf der Basis der Gray-Transkription und zweier Texte eines irakischen Autors – angereichert um seine eigenen Kambodscha- und Irak-Erfahrungen – stark persönlich gefärbte Theater-Erzählabende auf die Bühne gebracht. Thematisch standen – auf ganz eigentümliche und erhellende Art und Weise – das jeweilige fremde Land und seine Bewohner im Zentrum der Erzählung. Dieser Aspekt wird in „Schwimmen nach Thüringen“ um ein partizipatives Element ergänzt. Es geht darum, Geschichten aus Thüringen, der Thüringer*innen zu sammeln, an jedem Aufführungsort neu, sie in den Abend einfließen zu lassen und so jede Aufführung Orts- und Zuschauerspezifisch auszugestalten.

Realisierung

Der Schauspieler Steve Karier, die Regisseurin Anne Simon und der Dramaturg Rolf Hemke werden sich gemeinsam auf diese Reise nach Thüringen begeben, von einer Literaturrecherche zur Vorbereitung bis zur Vor-Ort-Recherche während der Proben, um Geschichten und Eindrücke zu sammeln als inhaltliches Fundament für einen formal ungewöhnlichen Abend. Zudem werden wir an allen Orten, an denen Aufführungen des Projektes stattfinden werden, einen open call ausschreiben, um spezifische Geschichten zu erhalten. „Schwimmen nach Thüringen“ wird auf der Grundlage von Improvisation erarbeitet und wird eine Theatererzählung über Thüringen sein – jeden Abend ein bisschen anders. Strukturell gesehen will das Kunstfest Weimar mit dem Projekt hinaus in die Region: Die Produktion wird technisch so leicht und unaufwändig konzipiert, dass alle technischen Vorgänge vom Schauspieler selbst zu steuern sind. Es bedarf weder eines Bühnenraums, noch eines begleitenden Technikteams. Der Schauspieler Steve Karier braucht nur einen Tisch, einen Stuhl und wird seinen Requisitenkoffer bei sich führen, der alles enthält, was er auf der Bühne nutzt. Auf diese Weise kann die Aufführung in Schulaulen oder in Festsälen von Gasthöfen oder auch mal in einer Scheune landauf, landab gespielt werden und soll möglichst jeden Tag während des Kunstfest 2020 an einem anderen Ort stattfinden.